Insgesamt 40 Berufsschülerinnen und -Schüler des Bildungszentrums Interlaken BZI, die sich in der Ausbildung zur Fachfrau, resp. zum Fachmann Gesundheit (FAGE) befinden, haben an der Gestaltung des neuen Nationalstrassenkreisels in Wilderswil mitgewirkt. Entstanden sind vier grosse Eisenplastiken im Laserschnitt-Verfahren. Die Skulpturen sind explizit für die Betrachtung aus der bewegten Perspektive (aus dem fahrenden Wagen) konzipiert. Beim Umfahren der Skulpturen entsteht ein faszinierender Tanz von Silhouetten und Überlagerungen. Durch die Technik des Laser Cuttings und die detailreiche Ornamentik, verweisen die Skulpturen auch auf die im Berner Oberland stark verwurzelte Volkskunst des Scherenschnitts.
Ausgangspunkt für die Umsetzung der detailreichen Bildelemente war die «Anatomie des menschlichen Körpers». Wissenschaftlich-medizinische Darstellungen dienten den Schülerinnen und Schülern als Vorlage zur Entwicklung abstrakter Ornamente und filigraner Schattenrisse. Diese wurden im Laserschnitt-Verfahren als grossformatige Metallskulpturen in Cortenstahl umgesetzt.
Die vier Skulpturen lassen deutlich erkennen, dass theoretisches Fachwissen im Rahmen einer Berufsausbildung in künstlerischer Weise vermittelt und neu erfahrbar gemacht werden kann. Im Zusammenwirken der 40 Schülerinnen und Schüler ist hier ein äusserst spannendes Werk entstanden, das auch exemplarisch ein Zeichen setzt, für die kulturelle Teilhabe und Partizipation in unserer Region.
Die Skulpturengruppe ist hervorgegangen aus einem preisgekrönten Schulprojekt, das erstmals 2018 am Bildungszentrum BZI stattgefunden hat und im Kunsthaus Interlaken in einer vielbeachteten Ausstellung präsentiert wurde. Das Bildungsprojekt «Kunst und Medizin / Kultur und Pflege» wurde im Rahmen des Innovationswettbewerbs «Kunst an Schulen» von der Erziehungsdirektion des Kantons Bern als modellhaftes Bildungsprojekt ausgezeichnet und durch die Kulturförderung des Kantons Bern in Kooperation mit der Stanley Thomas Johnson Stiftung finanziert. Mit dem Innovationswettbewerb «Kunst an Schulen» fördert der Kanton Bern herausragende Vermittlungsprojekte, die in enger Partnerschaft zwischen Schulen und Kulturschaffenden entstehen.
Eröffnungsrede von Nina Kollöffel, 19.Sept.2020
Sehr geehrti Dame bis Herre
Ja dir heit richtig ghört ...
ig ha gseit bis und nid und.
So wie Kunst kei Grenze het,
het ou z Gschlecht kei Grenze
und es git meh als nur Frou und Ma.
Wertschätzig, Empathie und Kongruenz
si i üsem Bruef als Fachlüt Gesundheit
eh wichtigi Grundlag.
Die Grundhaltig sötte mir
nid nur i üsem Bruef ha,
sondern i allne Beriche vom Lebe.
Mir sötte jede Mönsch ohni Vorurteil
chönne kenne lerne und ou Kunst
ohni Vorurteil probiere z verstah.
Es isch wichtig,
sini eigeti Meinig chönne z bilde,
Gfüehl und Gschicht derhinder chönne z verstah.
Oder d Überlegig vo de Kunstschaffende ahz'lose.
Das Kunscht-Projekt am BZI
het mir und vilne andere Mitschüeler*inne
das Gfüehl und die Haltig mit ufe Weg gäh.
So isch ou chli dr Rouewächsu gsi
vor Pflegeperson zur Künstler*in.
Als Künstler*in chame sis Objekt beliebig umgstalte
und verändere wi'es eim passt.
Die anatomischi Form spielt hier nur no eh chlini Roue.
Es geit viu meh um’d Ästhetik.
Im Bruef hingäge hei mir Patziänt*inne
wo mir nid eifach chöi verändere.
Und genau drum
müglechst ohni Vorurteil
probiere z’anerkenne und z’wärtschätze.
Dr’Franticek Klossner het üs
während em Kunstprojekt begleitet
und üsne Gedanke ufd Sprüng gholfe
damits ines visuells Kunstwerk
het chönn verwürklechet wärde.
Är het scho einigi bewunderns’wärti
und töifgründigi Kunstwerk hergstellt.
Das wo üs Schüeler*inne am meiste isch im Gedächtnis blibe,
isch z’Sälbstporträt us gfrorenem Iiiis,
wo chopfüber ine Klangschale tropft und schmilzt.
Es verzellt sone berüehrendi, zum nachedenke und gfüehlsvolli Gschicht.
Ou d Gschicht vom Tim Steiner het üs fasziniert.
Dr belgisch Künstler Wim Delvoye
het dr ganz Rügge vom Tim tättowiert.
Und e Kunstsammler us Hamburg
het si Rügge für viel Geld abkouft.
Jetze hocket dr Tim ds ganze Jahr
i’verschiedene Musee uf dr ganze Welt.
So wie d Kunst verschiedeni Aspekt het
im Sinn vo Tanz, Theater, Fotografie, Style, Musik und no vielem meh,
isch ou jede Mönsch einizgartig und ganz ussergwöhnlech.
Mir si ä Generation
wo Geschlechterrolle
und Gschlechterbilder
nümme vo unnötige Vorurteil
laht la bestimme.
Es git meh als numä Genitalie
wo dr Mönsch und sini Idenität usmacht.
Vielmeh sötte mir druf lose
was üs e Person verzellt
und als was die Person wetti wahrgnoh wärde.
Das isch oh grad eh chlini Iihleitig
zum euch verzelle,
warum ig d’Klitoris als Bild ha us’gwählt
als Teil vo de Skulpture
wo mir jetzt chöi iihweihe:
Wie stellet dir euch d Klitoris vor?
Vilicht als es chlises runds Chügeli
wo als «Schwellkörper des weiblichen Genitals»
bezeichnet wird…
So isches ömu mir gange
da üs idr’Grundschuel
nur settigi Bilder zeigt si worde.
Aber es isch viu meh als das.
Wo ig mi meh mit Feminismus,
mit dr’Sexualität
und allgemein
meh mit dr’Anatomie ha usenand gsetzt,
isch mir schnell mal bewusst worde
das ig d’Klitoris meh wett ent-tabuisiere.
Ig möchts de Mimönsche
glich i Chopf ipräge
wie die Penisse wo geng überau
sie ufd’Schuelbüecher
oder ad’WC-Wänd zeichnet worde.
D Klitoris verzellt für mi
e viu grösseri G’schicht
als nur die wiblechi Lust.
Si isch für mi ou es Symbol
vor Revulution, Gliichstellig
und Feminismus !
Die Gesamtplanung der Umfahrung Wilderswil setzt als multifunktionales Jahrhundertprojekt wegweisende Synergien frei. Kernstück bildet die neue Verkehrsführung, die das Dorf Wilderswil vom ständig wachsenden Verkehrsaufkommen zu den Feriendestinationen in den Lütschentälern und zum Bergsteigerdorf Grindelwald entlasten wird. Gleichzeitig konnten zwei weitere wichtige Bauprojekte für die Region umgesetzt werden: Der Direktanschluss an das Gewerbegebiet Flugplatz und die Fertigstellung der Hochwasserschutz-Massnahmen. Mit dem 540 Meter langen Strassentunnel konnte eine innovative Lösung für den Hochwasserschutz entwickelt und umgesetzt werden. Der Tunnel wird künftig bei massivem Hochwasser als Abflusskorridor für anders nicht zu bewältigende Wassermengen dienen. Damit wird das umfassende Schutzkonzept Lütschine-Bödeli gleichzeitig mit der Fertigstellung der neuen Strassenführung abgeschlossen. Mit der Realisieurng dieses Jahrhundertbaus kann sich die Region am Eingang zu den Lütschentälern in Zukunft sicherer, wirtschaftlicher und lebenswerter entwickeln.
Einweihung: Samstag, 19. September 2020
Marianna Lehmann, Gemeindepräsidentin Wilderswil
Christoph Neuhaus, Berner Regierungspräsident
Nina Kolloeffel und Chiara Zaugg, Bildungszentrum Interlaken BZI
Jürg Röthlisberger, Direktor Bundesamt für Strassen ASTRA
Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen
Peter Aeschimann, Gemeindepräsident Matten
Partizipatives Kunstprojekt:
Schülerinnen und -Schüler des Bildungszentrums BZI
unter der Leitung des Berufsschullehrers Urs Schürch
Künstlerisches Konzept: Franticek Klossner
Architekt: Sven Kellenberger, Dimension X Architekturbüro SIA, Bern
Metallarbeiten & Laser Cutting: Berger Apparatebau AG, Steffisburg
Projektleitung: Mathias Boss, RK Oberland
Kommission: Marianna Lehman, Gemeindepräsidentin Wilderswil
Peter Aeschimann-Balmer, Gemeindepräsident Matten
Lisa Randazzo-Anneler, Gemeinderätin
Gesamtplanung:
Umfahrung Wilderswil: Tiefbauamt des Kantons Bern, Oberingenieurkreis I
Hochwasserschutz: Schwellenkorporation Bödeli Süd, Projektleitung: Flussbau AG
Direktanschluss: Gemeinde Wilderswil, Gemeinde Matten, BOB, ASTRA
Projektleitung: Mathias Boss, Geschäftsstelle Direktanschluss