Swedish-Swiss exchange project initiated by Stefan Gautschi and Martin Garwicz in collaboration with the Grace S. Sandblom Endowment and the Birgit Rausing Centre for Medical Humanities - Lund University
Lectures and workshop
Frantiček Klossner,: Contemporary art and health professions / Interdisciplinary educational project
Urs Schürch: Creativity and Innovation / Artistic capacities in school and vocational education
Carolina Liebling: Contemporary art in dialogue with science, medicine and society, Musée de la main UNIL_CHUV
The interdisciplinary educational project «Art and medicine - Art and care» was developed by Frantiček Klossner and Urs Schürch explicitly for the healthcare professions and implemented for the first time in 2017 at the BZI Education Center. As part of the innovation competition "Art in Schools", it was awarded a prize by the Canton of Bern's Department of Culture as a model educational project and financed in collaboration with the Stanley Thomas Johnson Foundation. The project enables vocational students from the healthcare professions to actively engage with cultural issues. Personal experiences and emotions from the healthcare sector are illuminated from artistic perspectives and made visible in a creative and unconventional way. The artistic works developed by the students in the course of the project were presented to the public in two highly acclaimed exhibitions «Art and medicine - Art and care» at Kunsthaus Interlaken (2018) and PZM Psychiatric Center Münsingen (2019). Due to the extremely large public response, it quickly became clear that this project must be continued in a sustainable manner.
In cooperation with the Musée de la main UNIL-CHUV, the educational project «Art and Medicine» has also taken place in the French-speaking part of Switzerland in spring 2021. Under the direction of the artist Frantiček Klossner, students from the Haute Ecole de Santé du Canton de Vaud HESAV and the Haute Ecole de la Santé LA SOURCE participated. The artistic works created during the project were presented in a large special exhibition «ART SOIN» at the Musée de la main UNIL-CHUV. This opened an unconventional platform for the health professions: «Carte blanche for those who take care of us». The students' works inspired and convinced a wide audience with their authenticity and honesty. The exhibition clearly demonstrated the great social commitment of the young generation and the systemic importance of the health care professions in the current context of the pandemic.
The Musée de la main UNIL-CHUV Lausanne was founded in 1997 by Professor Claude Verdan, a specialist in hand surgery, and is explicitly dedicated to the dialogue between contemporary art, medicine and science. It works in close cooperation with the University of Lausanne UNIL, the University Hospital of the Canton Vaud CHUV and the École polytechnique fédérale de Lausanne EPFL. Because science, medicine and health occupy an important place in our lives and in our society, the Fondation Claude Verdan, the University of Lausanne and the CHUV have joined forces to make the Musée de la main UNIL-CHUV a place of culture that allows everyone to explore important scientific and social issues in a spirit of openness, dialogue and curiosity.
Das Birgit Rausing Centre for Medical Humanities an der Universität Lund, ist ein Wissenszentrum, das sich explizit der Entwicklung und Profilierung der medizinischen Geisteswissenschaften in Lehre und Forschung widmet und neue Bildungsinitiativen entwickelt. Das neue Zentrum konnte 2020 dank einer grosszügigen Zuwendung von Birgit Rausing gegründet werden. Als Kunsthistorikerin verfolgt Birgit Rausing (geb. Mayne) die Entwicklungen in den Bereichen der Medical Humanities bereits seit vielen Jahren. Sie stand in engem Kontakt mit Philip Sandblom, dem ehemaligen Rektor der Universität Lund und Professor Anders Palm. Beide haben sich als visionäre Vordenker für die transdisziplinären Innovationen an der Medizinischen Fakultät der Universität Lund engagiert. Mit ihrer grosszügigen Spende verbindet Birgit Rausing die Hoffnung, dass die Lehre und die Forschung in den Bereichen der Medical Humanities an der Universität Lund verstärkt und ausgebaut wird.
Die jahrelange Pionierarbeit von Anders Palm, Professor für Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität Lund, hat wesentlich zur Gründung und Etablierung des Birgit Rausing Centre for Medical Humanities in Lund beigetragen. Er gilt als der Begründer solcher Studienangebote an der Universität Lund, die heute als Selbstverständlichkeit in die schwedische Medizinausbildung integriert sind. Anders Palm wurde 2011 die Ehrendoktorwürde in Medizin verliehen.
Auszug aus einem Interview mit Birgit Rausing: «Angeregt durch die Aktivitäten, die Professor Anders Palm an der Universität Lund initiiert und entwickelt hat, war es mir schon lange ein Anliegen, die Bedeutung der Geisteswissenschaften im Gesundheitswesen zu fördern. Heute haben viele Menschen mehr als früher erkannt, wie wichtig es ist, die Verbindungen zwischen den Geisteswissenschaften und der medizinischen Praxis zu verstehen, um ihren gesellschaftlichen Nutzen herauszustellen. Mit der Gründung einer Stiftung zur Unterstützung dieses Wissenszentrums möchte ich dazu beitragen, die Rolle der Geisteswissenschaften zu verdeutlichen, die es dem Gesundheitswesen ermöglicht, den ganzen Menschen in der Begegnung mit und der Behandlung von Patienten zu sehen.»
What is often overlooked by outsiders is the ability of caregivers to read the body and facial expressions of patients and their families, because a diagnosis, for example, can be just as great a psychological burden as the symptoms of an illness. There are big differences between "looking" and "seeing." Actual seeing and recognizing, is an active and dynamic synthesis of information to draw conclusions, while looking remains more passive and distant. The creative examination of cultural contents and the artistic realization of one's own inner images, are excellent means to train the "active empathic seeing" and to sharpen our diagnostic abilities.
Kreativität und Krankheit - Vom Einfluss körperlicher und seelischer Leiden auf Literatur, Kunst und Musik, Erstveröffentlichung 1982
Ernst Josephson, "Uncle Ludvig", Oil on canvas, 1893
Philip Sandblom verband die medizinische Forschung mit seiner Leidenschaft für die Gegenwartskunst. Sein Interesse an den Wechselwirkungen zwischen Kreativität und Krankheit zog sich durch sein ganzes Leben. In mehreren Artikeln und Büchern brachte er diese Zusammenhänge unter neuen medizinischen und kunsthistorischen Perspektiven zum Ausdruck. Sein vielbeachtetes Buch «Creativity and Disease: How illness affects literature, art, and music» wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Darin untersucht er die Verbindung zwischen der realen Welt und der Welt der Fantasie. Basierend auf zahlreichen persönlichen Künstlergesprächen, analysiert Philip Sandblom die Auswirkungen von physischen oder psychischen Erkrankungen auf das künstlerische Œuvre von bildenden Künstlern, Schriftstellern und Musikern. Krankheiten können paradoxerweise für das künstlerische Schaffen motivierend und fruchtbar sein. Das gesteigerte Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit kann für Kunstschaffende zum Anstoss werden, «das zu tun, was ihnen am wichtigsten ist». Körperliches oder psychisches Leiden kann somit zum Auslöser werden, für künstlerische Höchstleistungen.
Mit Henri Matisse (1869-1954) verband Philip Sandblom eine innige Freundschaft. Er besuchte den Künstler auch im Hinblick auf die Recherchen zu seinem Buch «Creativity and Disease». Henri Matisse war bereits stark geschwächt von seiner Krebserkrankung. Er akzeptierte die Operationen, die von den berühmtesten Chirurgen Frankreichs durchgeführt wurden, nur widerwillig. Es gelang ihnen, sein Leben zu retten, aber er kämpfte fortan mit schwerwiegenden körperlichen Beeinträchtigungen. Philip Sandblom befragte den Künstler während dieser noch krank im Bett lag, zu seinen Füßen eine Katze, mit einem langen Zeigestock vom Bett aus die Gestaltung seiner «papiers découpés» dirigierend. Henri Matisse erläuterte gegenüber Sandblom, wie die Krankheit seine Einstellung zum Leben und zur Kunst radikal verändert hatte. «Er wolle dieses Leben, das ihm nun ein zweites Mal geschenkt worden sei, mit so viel Freude wie nur möglich ausstatten. Unter Blut, Schweiss und Tränen habe er der modernen Kunst am Anfang neue Wege gewiesen - jetzt aber wolle er sich das Vergnügen gönnen, diese Wege noch einmal leichten Herzens zu beschreiten, ohne ständiges Ringen und Kämpfen». Diese neue Gemütsverfassung ist im Alterswerk von Henri Matisse deutlich spürbar. In den darauf folgenden 13 Jahren des «geschenkten Lebens», herrscht in seinen Werken ein glücklicher Hauch von Ruhe und Gelassenheit (Ataraxie und Eudaimonie). Matisse selbst war von der positiven Ausstrahlung seiner Farben und ihrer Heilkraft so sehr überzeugt, dass er seine Freunde aufforderte, die Bilder über ihre Betten zu hängen.
Zum Gedenken an Phillip Sandblom (1903-2001), hat seine Frau Grace (geb. Schaefer, 1907-2006) einen Fonds eingerichtet. Durch die Unterstützung jährlicher Vorträge und anderer Aktivitäten soll das Andenken an Phillip Sandblom in lebhafter Weise geehrt werden. Die Zielsetzungen, für die sich Grace und Phillip Sandblom mit grosser Leidenschaft sowohl in der Medizin, wie auch in der bildenden Kunst und den Geisteswissenschaften engagiert haben, sollen weiterentwickelt und gewürdigt werden. Mit der Veranstaltungsreihe SANDBLOMDAGEN, die alljährlich im Oktober zu Philip Sandbloms Geburtstag stattfindet, verfolgt die Universität Lund diese Ziele kontinuierlich: Mit Vorträgen, Ausstellungen und Konzerten wird der transdisziplinäre Dialog zwischen Kunst, Medizin und Geisteswissenschaften gestärkt.
Philip Sandblom wurde am 29. Oktober 1903 als Sohn schwedischer Eltern in Chicago, in den USA, geboren. 1906 zog die Familie nach Oslo, wo Philips Vater John Sandblom die norwegische Schule für Zahnmedizin gründete. Norwegen hatte erst ein Jahr zuvor seine Unabhängigkeit von Schweden erlangt. Drei Jahre später zog die Familie nach Stockholm. Philips Vater wurde 1922 zum Zahnarzt des Königs von Schweden ernannt und war von 1924 bis 1945 erster Hofzahnarzt. Nebst seiner Tätigkeit als Zahnmediziner war er ein begeisterter Seemann und Segler beim Kungliga Svenska Segel Sällskapet. Der Vater übertrug diese Begeisterung auf seine Söhne Philip und Carl Gustaf (*1908) und gewann mit ihnen und den Mannschaftskameraden Clarence Hammar, Tore Holm, Wilhelm Törsleff, eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam.
Sein Medizinstudium, das er 1930 abschloss, absolvierte Philip Sandblom am Karolinska Institutet in Stockholm. Den Masterabschluss machte er 1934 an der Northwestern University in Chicago. 1944 erwarb er seinen Doktor in Medizin am Karolinska Institutet. Bereits 1945 wurde er Chefarzt im Kronprinsessan Lovisas Barnsjukhus, einem Stockholmer Kinderkrankenhaus. 1950 ernannte ihn die Universität Lund zum Professor für Chirurgie. 1957 folgte die Ernennung zum Rector Magnificus. Sein Rektorat fiel in die Zeit der grossen Studentenbewegungen der 60er Jahre. Er erkannte sehr früh die Bedeutung der gesellschaftlichen Umwälzungen und förderte den internationalen Dialog durch ein Austauschabkommen mit der University of California, was zu einem regen Austausch zwischen Studierenden beider Universitäten führte. Wie in der ganzen westlichen Welt, kam es auch in Schweden zu Studentenunruhen und Demonstrationen mit teilweise gewalttätigem Ausgang. Der gesellschaftliche Wandel und die politische Atmosphäre verlangten nach tatsächlichen Erneuerungen besonders auch im akademischen Betrieb der europäischen Universitäten. Als Rector Magnificus schuf Philip Sandblom mehrere, damals neuartige Möglichkeiten der studentischen Mitbestimmung an der Universität Lund. Er erwies sich als starker Kämpfer für die akademische Freiheit und als Botschafter für die kulturelle Vielfalt. Seine dialogbereite offene Haltung verschaffte ihm bei der jungen Generation großen Respekt. Sein berühmter Leitspruch bleibt für immer aktuell: «Von allen denkbaren Wegen, einen Konflikt zu lösen, ist Gewalt der schlechteste.»
Nach seiner Pensionierung (1970) zog das Paar nach Lausanne in die Schweiz, wo Philip Sandblom eine Anstellung am Centre hospitalier universitaire vaudois CHUV annahm. Er operierte weiter und besuchte Krankenhäuser in der ganzen Welt, um Vorträge zu halten und seine sanfte - atraumatische - Operationstechnik zu demonstrieren. Besonders oft war er als Forscher in San Diego in den USA tätig. Von der Schweiz aus hielten Grace and Philip Sandblom einen regen Kontakt zu ihren Freunden in Schweden und zur Universität Lund.
Grace and Philip Sandblom teilten eine leidenschaftliche Liebe zur bildenden Kunst und engagierten sich für die aktuellsten Strömungen der Gegenwartskunst. Ein erster gemeinsamer Kunstkauf, kurz nach ihrer Heirat 1932 in New York, war «Nature Morte à la Fourchette» von Georges Braque (Bild oben). Während ihres langen und glücklichen gemeinsamen Lebens schufen sie eine international herausragende Kunstsammlung mit zukunftsweisenden Werken, die sich aus heutiger Sicht zu bedeutenden Meilensteinen der europäischen Kunstgeschichte entwickelt haben. Darunter sehr zentrale Werke von Delacroix, Courbet, Cézanne, Seurat, Modigliani, Maillol, Bonnard, Matisse, Gris, Picasso, Miro, De Staël, Mondrian, Villon, Chillida, López García, Dubuffet und führenden schwedischen Kunstschaffende wie Hilding Linnqvist, Ernst Josephson, Carl Fredrik Reuterswärd, Ivar Arosenius, Fritiof Schüldt, Ola Billgren und Axel Nilsson. Philip Sandblom engagierte sich während vielen Jahren als Vorstandsmitglied in der Nationalen Vereinigung für visuelle Künste sowie im Schwedischen Kunstverein und im Verein zur Förderung von Gegenwartskunst.
Prof. Frank A. Wollheim berichtet 2014 rückblickend im Journal of Medical Humanities Hektoen International, wie er als junger Student die Kunstsammlung zuhause bei Sandbloms persönlich erlebte: «Wir wurden als Studenten von Prof. Philip Sandblom in sein Wohnhaus eingeladen und mit einem leichten Essen bewirtet. Anschließend führte uns der Professor durch das Haus mit seinen Schätzen an schwedischen und europäischen Kunstwerken. Dieser Abend war ein wahrhafter Augenöffner für uns Medizinstudenten in einer so kleinen Stadt wie Lund, mit begrenztem Zugang zu großen Museen. In der Eingangshalle des Hauses war ich überwältigt von einem großartigen Porträt von Amedeo Modigliani. Dieses Werk wurde in späteren Jahren gegen ein Gemälde von Gustave Courbet, «Renard mort suspendu à un arbre, dans la neige» (1864), ausgetauscht. Im Speisesaal beeindruckte mich das orientalistisch anmutende Werk von Eugène Delacroix, «La Chasse aux lions» (1855). Ich erinnere mich auch ganz besonders an die umwerfenden Werke von Pablo Picasso, «La source» (1921) und «La Montagne de Paille» (1950) von Jacques Villon (dem ältesten Bruder von Marcel Duchamp) im Schlafzimmer der Sandbloms. Über dem Bett hing ein farbenprächtiges Gemälde von Henri Matisse, «Harmonie Jaune» (1928/29), das die Sandbloms von Pierre Matisse, dem jüngeren Sohn des Malers, 1933 in New York erworben haben. Es war sehr anregend, unseren Professor für Chirurgie dabei zu beobachten, wie er uns einige Geheimnisse über die Schätze an den Wänden erklärte. Ein schwedisches Meisterwerk in der Sammlung war ein Bildnis mit dem Titel «Uncle Ludvig» von Ernst Josephson. Es zeigt den Onkel des Künstlers, den bekannten Regisseur, Theaterdirektor und Schriftsteller Ludvig Josephson (1832–1899) und dessen seelische Verfassung in berührend lebhafter Weise. Das Portrait entstand 1893, wenige Jahre nach der schwerwiegenden psychischen Erkrankung des Regisseurs. Ernst Josephson gilt heute als der bedeutendste schwedische Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Philip Sandblom sah das Werk bereits in jungen Jahren im Haus von Bekannten und bat seine Eltern, das Werk anzukaufen. Schließlich möchte ich noch den schwedischen Maler Hilding Linnqvist erwähnen, einen engen Freund der Familie Sandblom und sein inzwischen weithin bekanntes Gemälde «The Ward» von 1920. Es zeigt eine Krankenstation mit Pflegenden, Ärzten und Patienten. Vor den Fenstern bricht die blaue Stunde der Dämmerung herein. Mit dem Werk erinnert sich der Künstler an seinen Aufenthalt im Sabbatsberg-Krankenhaus, wo er intensivmedizinisch aufgrund einer Meningitis behandelt wurde. Die Sandbloms haben das Gemälde 1927 angekauft. Heute ist es in der Sammlung des Moderna Museet. Grace und Philip Sandblom haben viele öffentliche Museen in Schweden reich beschenkt, besonders auch das Schwedische Nationalmuseum. Im Gegenzug veröffentlichte das Nationalmuseum ein umfassendes Werkverzeichnis «The Grace and Philip Sandblom Collection», in dem Philip Sandblom über seinen Weg zur Medizin und zur Kunst, über die Geschichte der Ankäufe und nicht zuletzt darüber, wie er seine Frau kennenlernte, berichtet: Grace Schaefer (1907-2006) war die Tochter eines Bankiers aus New York City. Sie und ihre Mutter reisten einmal im Jahr nach Europa. Im Jahr 1931 verbrachten sie einige Zeit in Stockholm. Sie kannten die Familie Sandblom durch Freunde in New York. An ihrem letzten Abend aßen sie mit der Familie Sandblom in Saltsjöbaden außerhalb von Stockholm. Am nächsten Morgen sollten die Schaefer-Damen nach Chicago abreisen. Philip überredete sie jedoch, die Abreise auf den Nachmittag zu verschieben. Er wollte Grace unbedingt einige Gemälde im Nationalmuseum zeigen. Sie verabredeten sich auf der Skeppsholmen-Brücke. Hier überraschte er Grace mit einem Heiratsantrag. Sie sagte, sie brauche Zeit, um darüber nachzudenken. Einige Minuten später, als sie im zweiten Stock des Museums ankamen, waren ihre Überlegungen ausgereift. Sie nahm den Antrag an. Das Paar heiratete im März 1932 in New York und führte eine lebenslange, sehr glückliche Ehe. Sie erfreuten sich der Geburt von 5 Kindern, 15 Enkelkindern und 12 Urenkelkindern.»
Als Rektor der Universität Lund und als leidenschaftlicher Botschafter für die zeitgenössische Kunst, gelang es Philip Sandblom, den Stadtrat der «Studentenstadt Lund» davon zu überzeugen, eine Skulptur des baskischen Künstlers Eduardo Chillida zu erwerben. «Campo espacio de paz» (Raumfeld des Friedens) konnte 1972 auf dem zentralen Platz in der Innenstadt von Lund realisiert werden. Die Skulptur setzt sich zusammen aus 6 ineinandergreifenden Steinblöcken aus schwarzem schwedischem Diabas. Diese Steinformation könnte geöffnet werden, wenn tatsächlich einmal Frieden auf der Welt möglich wäre.
Beim Ankauf war die Skulptur sehr umstritten, wie es auch bis heute immer wieder bei Gegenwartskunst der Fall ist. Dieser Diskurs gehört ganz offensichtlich zu den natürlichen Geburtswehen von hochwertiger und interessanter Kunst im öffentlichen Raum. Heute ist das Werk von Eduardo Chillida ein identitätsstiftendes Wahrzeichen der Stadt Lund und ein sehr aktuelles Mahnmal dafür, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist.
Antonio López García (geb. 1936 in Tomelloso) ist heute einer der am meisten verehrten zeitgenössischen Künstler Spaniens und gehört zu den herausragenden Vertretern des spanischen Realismus. 1985 wurde er mit dem «Premio príncipe de Asturias en las artes» ausgezeichnet und 1993 zum Mitglied der Königlichen Akademie von San Fernando ernannt. Seine Skulpturen aus Birkenholz «Hombre y mujer», an denen er von 1986 bis 1990 gearbeitet hat, sind seit 2001 in der ständigen Sammlung des Museums Reina Sofía in Madrid in Saal 405 des Sabatini-Gebäudes ausgestellt.
Grace und Philip Sandblom anlässlich ihrer Schenkung an das Schwedische Nationalmuseum 1970, mit Direktor Bengt Gustaf Dahlbäck und «La source» von Pablo Picasso
Bei der Frau auf dem Gemälde «La source», handelt es sich um die ukrainische Primaballerina der «Ballets Russes», Olga Stepanowna Chochlowa. Die Tänzerin und der Künstler lernten sich 1917 bei den Proben zum legendären Ballet réaliste «Parade» kennen. Erik Satie hatte die Musik, nach einem Thema von Jean Cocteau, speziell für Sergei Djagilew's «Ballets Russes» komponiert. Jean Cocteau hatte Pablo Picasso dazu eingeladen, die Kostüme und das Bühnenbild zu gestalten. Die Choreografie stammte von Léonide Massine. Das Ballett wurde am 18. Mai 1917 im Théâtre du Châtelet in Paris uraufgeführt und verursachte einen Skandal. Es gilt rückblickend in der Kunstgeschichte als Schlüsselwerk für multimediale Performances zwischen bildender und darstellender Kunst.
Olga Stepanowna Chochlowa und Pablo Ruiz Picasso heirateten am 12. Juli 1918 in Paris in der Alexander-Newski-Kathedrale nach russisch-orthodoxem Ritus. Trauzeugen waren Jean Cocteau, Guillaume Apollinaire und Max Jacob. 1935 forderte Olga die Scheidung, nachdem sie von der Beziehung ihres Mannes mit Marie-Thérèse Walter erfuhr. Picasso lehnte jedoch eine Scheidung aus finanziellen Gründen ab. Sie blieben verheiratet bis zu Olgas Tod am 11. Februar 1955.
Das Gemälde «La source» entstand im Jahr der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Paulo Joseph Ruiz Picasso (geb. 4. Februar 1921). Als einziger ehelicher Sohn von Pablo Picasso wurde Paulo Joseph Ruiz Picasso zum Halbbruder von Maya Wiedmaier-Picasso (*1935), Claude Picasso (*1947) und Paloma Picasso (*1949).
Eugène Delacroix, «La Chasse aux lions», 1855, Schwedisches Nationalmuseum in Stockholm, Schenkung von Grace und Philip Sandblom 1970
Gustave Courbet, «Portrait des Kunstsammlers Jules Bordet aus Dijon», Öl auf Leinwand, 60x50cm, Widmung: «Für meinen Freund J. Bordet», 1870, Schwedisches Nationalmuseum, Schenkung von Grace und Philip Sandblom 1999
Gustave Courbet «Renard mort suspendu à un arbre, dans la neige», 1864, Swedish National Museum, Stockholm, Donated by Grace and Philip Sandblom 1970
Jean Dubuffet, «Béret Rose», oil and collage on canvas, titled and dated Août 56 on the reverse, Grace and Philip Sandblom Collection, acquired from Pierre Matisse Gallery in 1960
Der Künstler Hilding Linnqvist (1891-1984) war ein enger Freund von Grace und Philip Sandblom, die ihn über viele Jahre hinweg kontinuierlich unterstützten. Mit seiner Malerei wandte er sich (zusammen mit seinen Künstlerfreunden Fritiof Schüldt und Axel Nilsson) gegen die akademischen Normen der Malerei jener Zeit. Seine Werke sind durchdrungen von authentischer Direktheit, überbordender Spielfreude und einer grossen künstlerischen Freiheit. Dies sind wohl auch die Gründe dafür, dass seine Werke bis heute aktuell geblieben sind und immer wieder aufs Neue auch ein junges internationales Publikum begeistern. Sein charakteristischer Malstil und die Wahl seiner Motive sicherten ihm einen Platz unter den führenden schwedischen Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts.
Die Kunstsammlung der Universität Lund umfasst rund 2.500 Werke. Viele von ihnen sind dauerhaft in verschiedenen Fakultätsgebäuden und im Alten Bischofshaus, dem Repräsentationsgebäude der Universität, ausgestellt. Der Aufbau der Sammlung begann Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Ziel, den Studenten einen direkten Kontakt mit aktueller Kunst zu ermöglichen und sie mit ihr vertraut zu machen. Professor Philip Sandblom, Rektor der Universität Lund (1957-1968), war der Ansicht, dass die Präsenz von zeitgenössischer Kunst in den Räumlichkeiten der Universität «sowohl für die Studenten als auch für die Dozenten wichtig sei, um ihnen einen ständigen Kontakt mit den Entwicklungen und den aktuellsten Tendenzen der modernen Kunst zu ermöglichen». Philip Sandblom und seine Frau Grace stifteten der Universität zahlreiche Werke aus ihrer privaten Kunstsammlung.
Skissernas Museum für künstlerische Prozesse und Kunst im öffentlichen Raum
Der Erweiterungsbau vom Stockholmer Architekturbüro ELDING OSCARSON - Jonas Elding und Johan Oscarson & Team, der die früheren Bauten von Hans Westman (1959) und Johan Celsing (2005) sowie die neu geschaffene Birgit Rausing Halle im ehemaligen Innenhof des Museums umfasst und zu einer überzeugenden Sachgesamtheit verbindet, wurde 2017 mit dem Kasper-Salin-Preis ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung für Architektur in Schweden.
2019 wurde das Skissernas Museum of Artistic Process and Public Art in seiner neuen Gesamtheit zum schwedischen Museum des Jahres gewählt.
Grace Sandblom Schaefer, Portrait Bust, Marble, by Nils Möllerberg, 1941
Philip Sandblom, Portrait Bust, Granite, by Nils Möllerberg, 1942
«My skull discovers its own face», Real-time video in X-ray fluoroscopy, Self-Portrait, Facial painting with medical contrast medium, Frantiček Klossner, 1999, X-ray imaging in collaboration with the Institute of Radiology, University of Bern